Es gibt Mandalas zum Ausmalen, Mandalas als Deko, Mandalas zum Meditieren und sogar Gruppen, die gemeinsam Mandalas gestalten. Doch was sind Mandalas eigentlich? Und was können die? Das schauen wir uns mal näher an.
Mandalas sind echte Vielkönner
Die Heimat der Mandalas ist Indien. Das Wort bedeutet Kreis oder Zentrum. Das gibt schon mal einen Hinweis darauf, wie ein Mandala aufgebaut ist: Es hat ein Zentrum, das als Mitte des Universums angesehen wird. Um dieses Zentrum herum ist es – meistens kreisförmig – umgeben von Formen und Symbolen. Auf den ersten Blick scheint ein Mandala ein hübsches Ornament zu sein, aber es ist mehr, denn es arbeitet mit dem Unterbewusstsein. Vorausgesetzt man sieht sein Mandala intensiv, konzentrieret und lange an, setzt eine spirituelle Wirkung ein. Meditation ist dabei ebenso möglich wie ein seelisch-heilender Prozess oder auch eine Hilfestellung, um in sich hineinzuhören und das eigene Ich zu finden.
Lassen Sie es doch mal auf einen Versuch ankommen: Vertiefen Sie ihren Blick in so ein Mandala und lassen Sie Geist und Seele baumeln. Es ist gut möglich, dass sie eine Reise antreten und Bilder sehen, die gar nichts mehr mit dem Mandala vor Ihren Augen zu tun haben. Sie reisen zu Ihrer Mitte, Ihren Sehnsüchten, Ihren Zielen, Ihren Fragen und zu Ihrer Intuition und Spiritualität.
Mandalas können aber noch mehr. Sie fördern die Konzentration und Ausdauer, helfen der Kreativität auf die Sprünge und sie lassen ruhiger, entspannter und gelassener zu werden. Mandalas helfen dabei, ein Durcheinander wieder zu ordnen, reinigen den Geist und negative Energien durch positive Energie zu verdrängen. Außerdem können die Selbstheilungskräfte angekurbelt werden.
Uralte Symbole bringen die Erleuchtung
Das ist doch wirklich viel und vielleicht mehr als Sie so einem Mandala zugetraut hätten, oder? Historisch betrachtet kann ich sogar noch etwas rauf setzen. Und zwar etwas Gewaltiges. Mandalas sollen die Erleuchtung bringen. Und das seit etwa 30.000 Jahren. Im Hinduismus und Buddhismus haben Mandalas einen hohen Stellenwert und sie finden sich oft an Tempeln.
Übrigens: Meisten sind Mandalas rund wie ein Kreis, der das Ganze, das gesamte Leben und die Unendlichkeit symbolisiert. Aber es gibt auch sternförmige Mandalas: Sterne waren schon immer Wegweiser und haben z.B. Seeleute und Nomaden in die richtige Himmelsrichtung geführt. Stern-Mandalas sind aber nicht nur ein hilfreicher Navi, sondern sie kümmern sich um Freigeister und motivieren dazu, kreativ zu werden. Ist das Mandala ein Dreieck, dann geht es vor allem um Energien aller Art. Ein quadratisches Mandala ist höchstspirituell: Das Viereck ist nämlich der Tempel der Götter. Ein Mandala-Quadrat ist entscheidend, wenn man die Erleuchtung erreichen will. Halt! Bevor Sie loslegen: Diese Prozedur dauert im Buddhismus etwa sieben Tage lang.
Die Blume des Lebens: Göttliche Vollkommenheit
Das bekannteste Mandala dürfte die Blume des Lebens (sh. Foto) sein. Sie besteht aus 19 Kreisen und 90 Blütenblättern rund um ein kreisförmiges Zentrum. Beim Betrachten spielen die Schnittpunkte, an den sich die Kreise und Blätter berühren und überlappen eine große Rolle. In der Blume des Lebens steckt die Heilige Geometrie in Vollendung. Die Heilige Geometrie beinhaltet alles, was lebt und existiert. Sie reicht vom Kreislauf des Lebens bis zu den Geheimissen und den Grundlagen des Kosmos.
Die Blume des Lebens hat häufig goldene Linien auf weißem Grund. Aber es gibt sie auch bunt. Und natürlich sind die Farben nicht einfach so vorhanden, weil sie hübsch aussehen oder intuitiv angewendet wurden. Wer mal kurz hinschaut, sagt vielleicht spontan: Klar, das sind die Farben des Regenbogens. Nein, tut mir leid. Bitte genauer hinschauen: Es sind die Farben der Chakren, die bei diesem Mandala die tragenden Rollen spielen.
Die Farben der Chakren
Gehen wir die Chakren mal von oben nach unten durch:
- Das Kronenchakra am Scheitelpunkt des Kopfes wird lila dargestellt und es ist zuständig für Spiritualität, Frieden, Weisheit, Selbsterkenntnis und universelles Bewusstsein.
- Die Farbe Blau gehört zum Stirnchakra zwischen den Augenbrauen. Es kümmert sich um Intuition, Konzentration, Geist, Denken und Wahrnehmung.
- Das hellblaue Halschakra im Bereich des Kehlkopfes ist für Kommunikation, Inspiration, Individualität, Klarheit und Humor verantwortlich.
- Die Farbe Grün wird dem Herzchakra im Brustbereich zugeordnet. Aufgabenbereiche dieses Chakras sind Liebe, Empathie, Güte, Freude, Achtsamkeit, Gerechtigkeit und Heilung.
- Gelb ist das Solarplexus-Chakra oberhalb des Nabels. Diesem Chakra kommt es auf Stärke, Leistung, Selbstbewusstsein, Gestaltung und Optimismus an.
- Das Sakralchakra ist orange und befindet sind unter dem Nabel. In diesem Bereich spielen Gefühle, Lebenslust, Genuss, Sexualität, Fülle und Kreativität maßgebliche Rollen.
- Zu guter Letzt gibt es noch das rote Wurzelchakra im Bereich des Steißbeins. Im Mittelpunkt stehen bei diesem Chakra die Erdung, das Urvertrauen, die Sicherheit, der Mut, die Ordnung, die Vitalität und die Geduld.
Die ganze Schöpfung in einer Blume
Angeblich verstecken sich in der Blume des Lebens göttliche Formen und Figuren. Kreise, Sterne, Würfel und weitere Formen sollen die Schöpfungsgeschichte mitsamt Universum, Erde, Menschen, Tiere und Pflanzen darstellen. Aber da muss man schon sehr lange und sehr genau hinschauen, um das zu entdecken. Und dann muss man wohl ein Auge haben wie da Vinci, der sich auch mit der Blume des Lebens ausgiebig beschäftigt hat.
Die älteste Abbildung der Blume des Lebens wurde an einem Tempel in Ägypten gefunden. Diese Abbildung soll etwa 5000 Jahre alt sein. Blumen des Lebens hat man weltweit gefunden – auch in Indien und China. Wer nicht so weit reisen will, um ein altes Mandala zu finden kann in den Ruinen von Pompeji (Italien) in der Kirche von Sörg (Österreich) oder in der Kirche auf Rügen (Deutschland) auf Spurensuche gehen. Tipp: Noch näher dran ist man beim Shopping im Internet, denn die Blume des Lebens wird unter anderem als Deko, Schmuck und Schutz-Amulett angeboten. Allerdings sollten Sie dann auch noch ein Mandala-Buch zum Ausmalen mitbestellen, damit eine spannende, geistige Reise beginnen kann. Text/Foto: Marion Friedl