Grenzenlose Seelenpfade

Das Wunder von Mariabrunn

Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die kann man nicht erklären und manchmal will man das Geheimnis gar nicht lüften. Dann spricht man oft von einem Wunder. Ein solches Wunder hat sich 1662 in Mariabrunn im Landkreis Dachau (Oberbayern) ereignet. Es lockte sogar die österreichische Kaiserin Sisi an und auch heute noch suchen viele Leute die heilende Quelle auf.

Das heilende Wasser kurierte einen Waldarbeiter

Das heilende Wasser scheint tatsächlich zu helfen: Zumindest berichten davon viele  Dankesinschriften auf einem Holzkreuz in der Wallfahrtskirche „Mariä Verkündigung“, die auch gerne für Taufen und Hochzeiten genutzt wird. Doch welches Wunder hatte sich 1662 in Mariabrunn bei Röhrmoos ereignet?

Der Waldarbeiter Stephan Schlairboeck trank damals laut Gemeinde Röhrmoos an einer neu entdeckten Quelle und war bald von den Schmerzen eines Knochenbruchs kuriert. Dank sagte er mit einem Marienbild an der Quelle. Das Wunder sprach sich schnell herum und immer mehr Menschen pilgerten zur Quelle, um sich an der Wunderquelle quasi gesund zu trinken.

Wertvolle Spuren im Wasser

1674 ließ Kurfürst Ferdinand Maria die Quelle fassen und vom kurfürstlichen Rat Georg Teissinger die Kapelle und ein Badehaus bauen. 1790 entdeckte der kurfürstliche Leibarzt Dr. Anton Leuthner Spuren von Kalkerde, Ockererde, Erdsalz und Eisen im Heilwasser. Tja, damit war das Geheimnis wohl doch gelüftet.

Eine Prinzessin warf ihre Krücken weg

Die Wunder des Quellwassers von Mariabrunn, das längst zum Wallfahrtsort avanciert war, hörten nicht auf. 1808/09 kam König Max I. von Bayern mit seiner Tochter Elise Ludovika nach Mariabrunn: Die Prinzessin und spätere Königin von Preußen brauchte fortan keine Krücken mehr und ließ sie gleich in Mariabrunn, wo sie heute noch in einer Nische der Kirche stehen.

Kaiserin Sisi kam zur Kur nach Mariabrunn

1863 kaufte die sogenannte „Doktorbäuerin“ Amalie Hohenester das Anwesen und nutzte die heilenden Kräfte der Quelle für ihre Patienten. Und dann kam schon wieder hoher Besuch nach Mariabrunn: Sogar die österreichische Kaiserin Sisi soll in Mariabrunn gekurt haben.

Bier und Heilwasser liegen nah beieinander

Seit 1907 gehört das Anwesen der Familie Breitling und 1912 wurde das Sudhaus für eine Brauerei gebaut. Heute können Besucher in Mariabrunn nicht nur das Wunderwasser probieren, sondern auch in der Schlosswirtschaft Mariabrunn mit großem Wald-Biergarten ein „Mariabrunner Dunkel“ genießen. Und das ist vielleicht besonders gesund, denn in einem Bier ist nicht nur Hopfen und Malz, sondern auch Wasser…

Mit Kerzen wird der Mutter Gottes gedankt

Dass die Quelle nach wie vor aufgesucht wird, zeigt ein Blick auf das dicht mit Efeu bewachsene Brunnenhaus mit Marienstatue. Vor der Marienfigur zünden Gläubige immer wieder Kerzen an, um für die Hilfe und den Beistand der Mutter Gottes zu danken. Auf der anderen Seite des Brunnenhäuschens ist der Quell der Heilung zu finden: Mit einem Hebel kann das Wasser hochgepumpt und getrunken werden. Wohl bekomm‘’s!

Die runde Kirche beherbergt Reliquien von fünf Heiligen

Wer die Wunderquelle besucht, sollte unbedingt einen Blick in die Kirche werfen. Die thront ganz in der Nähe des Brunnenhauses auf einem Hügel und sie ist optisch nicht alltäglich: Das geht damit los, dass die Wallfahrtskirche rund ist. Außerdem hat sie eine roséfarbene Fassade. In der Kirche mit Kuppel und hübschem Doppelzwiebelturm zieht der Hochaltar mit zwei Marmorsäulen, eine Kopie des Gnadenbildes von St. Annunziata zu Florenz (1670), die Blicke auf sich. Ein Blickfang ist auch der silbergetriebene, von Amalie Hohenester gestiftete Tabernakel.  Die Seitenaltäre zeigen den Heiligen Josef und den Heiligen Johannes Nepomok.

Laut einer päpstlichen Überlassungsurkunde sollen sich in der Kirche unter anderem Reliquien der Heiligen Bernhard von Clairvaux, Philipp Neri, Rochus und der Heiligen Äbte Hilarius und Aegidius befinden. Votivtafeln, Bilder, Kruzifixe und Steintafeln mit Inschriften schmücken den Kirchenraum üppig.

Schätze zwischen schwarzer Madonna und gekröntem Löwen

Hinzu kommen Figuren, wie etwa eine schwarze Madonna als Nachbildung der Mutter Gottes von Tschenstochau (Polen), 14 Kreuzwegstationen, mehrere Apostelleuchten, ein mit Rosetten verzierter Opferstock, ein Ewiges-Licht aus Silberblech mit Goldverzierungen, Glasfenster von 1873 und das Weihwasserbecken aus rotem Marmor mit dem Relief eines gekrönten Löwen mit Kugel in der rechten Pranke. Insgesamt könnte man den Innenraum mit all den Kostbarkeiten als etwas überladen bezeichnen, aber was soll’s: Wo sich Wunder ereignen, kann ein Gotteshaus auch mal aus allen Nähten platzen.

Bittgänge und Fatima-Gottesdienste

Die Wallfahrtskapelle und die heilende Quelle sind Ziel von vielen Bittgängen aus der Umgebung. Außerdem werden Fatima-Gottesdienste abgehalten. Die wurden 1957 vom Jesuitenpater Karl Ott eingeführt, der in russischer Gefangenschaft ein Gelübde abgelegt hatte.

Zwickt es in den Knochen und Gelenken? Oder haben Sie einfach Lust auf einen Ausflug? Dann schauen Sie doch einfach mal in Mariabrunn vorbei und nutzen Sie auch die Umgebung für einen Spaziergang. Vielleicht zwickt ja nichts mehr, wenn Sie vorher das Heilwasser getrunken haben. Text/Foto: Marion Friedl