Der Dezember ist natürlich vollgepackt mit spirituellen Highlights. Advent, Nikolaus, Weihnachten, Silvester – klar, das fällt uns allen sofort ein. Aber da sind auch noch die mystischen Rauhnächte, der Krampuslauf, der Winteranfang, die Sonnenwende, die Barbarazweige, Voll- und Neumond sowie die Portaltage.
Winteranfang und Sonnenwende am kürzesten Tag
Der Startschuss fällt am 1. Dezember mit dem meteorologischen Winteranfang. Diesmal macht der Winter ernst: Er lässt es schneien und verwandelt die Landschaften in ein weißes Winterwonderland und die Sraßen in Rutschbahnen. Mal sehen, ob der kalendarische Winteranfang am 22. Dezember da mithalten kann. Eines ist gewiss: Der kürzeste Tag des Jahres bietet uns wie immer auch die Wintersonnenwende. Das bedeutet: Ab 22.12. kehrt das Licht zurück. Bis Neujahr einen Hahnenschrei, bis Heilig Drei König einen Hirschensprung und bis Lichtmess eine ganze Stunde – so heißt es.
Die Bedeutung de Barbarazweige
Der Tag der Heiligen Barbara ist am 3. Dezember. Hier gibt es einen hübschen Brauch: Man schneidet Forsythienzweige und stellt sie in eine Vase. Blüten an Weihnachten bringen Glück, grüne Zweige sind immerhn ein gutes Omen. Aber wenn sie dürr sind, wird das Jahr leider anstrengend. Tipps fürs Gelingen: Die Zweige sollen schweigend geschnitten werden, und zwar am besten um Mitternacht vom 3. auf 4.12. Nicht vergessen: Die Zweige brachen natürlich Wasser.
Der Nikolaus fürchtet keine Kramperl und Perchten
Weiter geht es am 6. Dezember mit Nikolaus. In manchen Gegenden – vor allem im Süden – wird der Nikolausabend schon am Vorabend, also am 5.12., begangen. Da wohnen wohl all diejenigen, die es nicht erwarten können. Der Nikolaus rückt nicht nur mit Lob und Tadel aus dem Goldenen Buch und einem Gabensack an. Die Gaben des heiligen Nikolaus ermuntern uns auch, etwas Gutes zu tun und z.B. für einen guten Zweck zu spenden. Begleitet wird der Nikolaus vom Kramperl (Krampus, Knecht Ruprecht). Mancherorts wurde der unheimliche Geselle durch freundliche Engelchen ersetzt, damit sich die Kinder nicht fürchten.
In München findet am zweiten Adventsonntag (10.12.) von 15 bis 17 Uhr in der Fußgängerzone und auf dem Christkindlmarkt am Marienplatz der große Krampuslauf mit etwa 250 unheimlichen Gestalten statt. Achtung: Die nehmen ganz nah Kontakt zum Publikum auf. Zum Stell Dich ein kommen nicht nur Kramperl (schwarze Fellteufel), die man fast noch niedlich nennen könnte. Unter die Kramperl mischen sich auch Perchten in bis zu 1800 Euro teuren Kostümen.
Die Masken der Perchten sind nichts für schwache Nerven. Schauderliche Fratzen, gefährliche Zähne, große Hörner und viel Fell. Seit etwa 500 Jahren treiben die Perchten im alpenländischen Raum wild und laut den Winter aus. Da wird mit Ketten gerasselt, mit Ruten gedroht, laute Kuhglocken sind zu hören und manchmal schleppt so ein Perchte am Fußgelenk eine brennende Eisenkugel mit. Das hält den Nikolaus nicht ab, ebenfalls beim Krampuslauf dabei zu sein. Es heißt übrigens: Je höher der Perchte springt, umso besser wird das Getreide im kommenden Jahr wachsen.
Advent: Stille Zeit der Vorbereitung
Aber kehren wir den unheimlichen Perchten und Kramperln den Rücken und wenden wir uns der Adventzeit zu: Diesmal ist sie recht kurz, denn der 4. Adventsonntag ist zuglöeich Heilig Abend. Jeden Tag geht ab 1.12. ein Türchen am Adventkalender auf und jeden Sonntag wird eine Kerze mehr am Adventkranz angezündet ganz nach dem Kindermotto: Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier und das Christkind steht vor der Tür. Traditionell werden am 1. Advent (3.12.) die Christkindlbriefe geschrieben, damit nachts ein Engelchen die Wumschzettel abholen kann.
Die Adventzeit ist die Zeit der Vorbereitung. Was alledings früher für Stille, besinnliche Stunden und Gebete genutzt wude, ist längst ein wenig anstrengend geworden: Dekorieren, Plätzchen backen, Strohsterne basteln, Weihnachtsmarkt besuchen, Christbaum holen, Geschenke kaufen und einpacken, die Krippe aufstellen… Es gibt halt viel zu tun. Aber man sollte sich trotzdem die Zeit der Vorbereitung nehmen, um auch mal in sich hinein zu hören, Dinge zu hinterfragen, an liebe Menschen zu denken und sich auch an die zu erinnern, die nicht mehr unter uns sind.
Weihnachten ist mehr als Konsum
Höhepunkt ist natürlich der 24.12., denn am Heiligen Abend erstrahlt der geschmückte Christbaum in seiner ganzen Pracht und die Geschenke werden ausgepackt. Doch warum schenkt man sich eigentich etwas? Das dürfte auf die biblische Geschichte von Jesus Christus Geburt zurück gehen. Von nah und fern kamen die Menschen zum Stall in Bethlehem, um das Christuskind auf seinem Strohbett in der Krippe zu sehen. Und sie kamen nicht mit leeren Händen, denn sie hatten Geschenke für dieses Kind dabei, das die Hoffnung, die Liebe und das Licht bringen sollte.
Früher schenkte man sich nützliche Dinge, wie warme Handschuhe und Socken, weil es nun mal im Winter kalt ist und die Kinder aus ihren Sachen schnell heraus wachsen. Heute ist es eher zum Konsumrausch geworden. Aber mal ehrlich: Warme Socken kauft man sich möglichst vor Winterbeginn, damit die Zehen nicht bis 24.12. frieren müssen. Übrigens: Eine Umfrage hat ergeben, dass 60 % der Befragten auch ihren Haustieren etwas schenken.
12 heilige Rauhnächte
Dem Heiligen Abend folgen die beiden Weihnachtsfeiertage (25. und 26.12.). Eine besondere Bedeutung kommt dem 25. Dezember zu, denn an diesem Tag starten die Rauhnächte, die bis zum Drei-Königstag am 6. Januar dauern. Diese heiligen Nächte (12 ist eine heilige Zahl und steht z.B. für 12 Monate, 12 Apostel) sind eine mystische Zeit und jede Rauhnacht hat ihre eigene Bedeutung:
- Rauhnacht: Stille, Verbundenheit mit den Ahnen
- Rauhnacht: Selbstvertrauen, innere Führung
- Rauhnacht: Dankbarkeit, Herzenswärme
- Rauhnacht: Neuorientierung, Reinigung
- Rauhnacht: Selbstakzeptanz, neue Wege
- Rauhnacht: Vitalität, Befreiung
- Rauhnacht: Freude, Abschied/loslassen
- Rauhnacht: Klarheit/Wahrheit, Entscheidungen
- Rauhnacht: Achtsamkeit, Intuition
- Rauhnacht: Lebensziele, Wünsche
- Rauhnacht:: Zukunft, Visionen
- Rauhnacht: Struktur, Pläne machen
Mit Räucherungen, Meditationen, Ritualen und einem Rauhnacht-Tagebuch kann man jede einzelne Rauhnacht bewusst begehen.
Loslassen an Silvester und Aufbruch an Neujahr
An Silvester wird das alte Jahr fröhlich verabschiedet, denn mit dem Abschied geht auch all das, was wir nicht vermissen werden. Um Punkt Mitternacht wird auf das Neue Jahr angstoßen. In der Nacht vom 31.12 auf 1.1. wird oft das Orakel befragt, es werden die Karten für 2024 gelegt und es wird mit Glücksbringern (Schweinchen, Pfennige/Cents, Glücksklee, Schornsteinfeger) dekoriert. Auch das Feuerwerk hat seinen spirituellen Sinn: Es verabschiedet das Alte, begrüßt das Neue mitsamt Aufbruchsstimmung und es soll das Böse, die Dämonen und den Winter vertreiben.
Neumond der Sinne und Vollmond der Ziele
Der Neumond im Schützen will unsere Sinne schärfen, den guten Schlaf fördern, auf unsere Träume aufmerksam machen, Botschaften der Krafttiere senden und für Dankbarkeit und Frieden sensibilisieren.
Der Vollmond am 27.12. steht im Sternzeichen Steinbock. Er ermuntert uns zur Selbstreflexion, will uns schützen und für Harmonie sorgen. Außerdem sollen wir unsere Wünsche und Ziele ins Blickfeld nehmen.
Viele Portaltage und keine Schwendtage
Portaltage, an denen sch der Schleier zur anderen Welt ein wenig hebt, sind am 2., 9., 10., 17., 23., 28. und 31. Dezember. Schwendtage, an denen gerne etwas schief geht, gibt es im Dezember nicht. Das ist doch mal eine gute Nachricht, oder? Text/Foto: Marion Friedl