Grenzenlose Seelenpfade

Kartenlegen: Wie geht das eigentlich?

Es gibt Grundlagen, um das Kartenlegen zu erlernen. Aber es erfordert auch Übung, Erfahrung und Interpretationsgeschick. Für diesen Beitrag lege ich die Arbeit mit den Lenormand-Karten zugrunde.

Ich baue vor jeder Legung einen spirituellen Kanal auf, damit ich beim Kartenlegen und Kartenlesen geführt werde und damit die Energien der Person einfließen können, für die man in die Karten schaut.

Nichts geht ohne Übung

Übung ist wichtig, aber man sollte nicht mit Personen üben, die dringend einen richtigen und wichtigen Rat suchen. Sie verlassen sich auf das Können, die Erfahrung und das Geschick des Kartenlegers. Wer das noch nicht hat, übt erst mal mit sich selbst und dann mit Personen im Familien- oder Freundeskreis, denen man aber auch sagt, dass man noch lernt. Lassen Sie sich so wenig wie möglich erzählen, damit Sie nicht unbewusst von diesen Auskünften beim Deuten der Karten beeinflusst werden.

Der Anfang: Eigene Tageskarten kennenlernen

Wenn das Kartenlesen Neuland ist, kann man sich mit Karten vertraut machen, indem man täglich eine Tageskarte für sich selbst zieht. Lesen Sie dann im Begleitbuch nach, was diese Karte bedeutet und welche Botschaft sie hat. Am Abend betrachten Sie die Karte und ihre Bedeutung noch mal: Ist etwas eingetroffen und wenn ja, was? Ist etwas Unerwartetes passiert, das im Nachhinein mit der Karte in Verbindung gebracht werden kann?

Es genügt aber nicht, die Anleitung zu lesen und zu übernehmen. Schauen Sie bei den Karten genau hin: Was sehen Sie alles auf der Karte? Scheint die Sonne oder ist es wolkig? Ist der Weg gerade oder verschlungen? Welche Farben dominieren? In welcher Umgebung befindet sich das Hauptmotiv bzw. welche Gegenstände sind noch zu sehen? Oft sind es kleine Details, die einen Hinweis auf z.B. einen Zeitpunkt (Jahreszeit etc.), ein Merkmal einer Person (Haare etc.), eine Örtlichkeit (Wasser etc.) oder auf eine Folge der Vorhersage (z.B. geöffnete Tür) geben.

Nächster Übungsschritt: Die kleine Legung

Wenn Sie sich vertrauter mit den Karten fühlen, machen Sie mal eine kleine Zukunftslegung mit z.B. drei Karten. Setzen Sie dabei einen zeitlichen Rahmen von z.B. einer Woche oder einem Monat für die Vorhersage. Die drei gelegten Karten zeigen Ihnen von links nach rechts was war, was ist und was kommen kann.

Ich schreibe absichtlich was kommen kann und nicht was kommt. Die Karten zeigen nur, was passieren kann, aber sie werden niemals dafür sorgen, dass es auch so kommt. Ein seriöser Kartenleger muss der Person, für die er die Karten legt, das Handeln überlassen. Nur diese Person kann und darf entscheiden, ob sie den Rat der Karten annimmt und umsetzt oder nicht. Generell gilt: Ohne eigenes Zutun wird keine Vorhersage der Karten eintreffen. Von nix kommt halt nix…

Weitere Legemuster und eigene Interpretationen

Nun gehen Sie schon ein wenig sicherer mit den Karten und ihren Bedeutungen um. Zeit, um etwas drauf zu satteln: Probieren Sie zum Üben auch andere Legungen aus, die in den Anleitungen beschrieben sind, wie etwa die siebte Karte, die Kreuzlegung oder den Weg.

Auch da gilt: Keine Deutung im Begleitbuch ist die einzige wahre Bedeutung. Mit der Zeit und mit der Erfahrung bekommen Sie ein Gespür, welche zusätzliche Bedeutungen Sie einer Karte zuordnen können. Schreiben Sie auf, welche Zusatzbedeutung Sie interpretiert haben und welche eingetroffen ist. Prüfen Sie auch, welches Ereignis sie nicht gesehen haben, das aber mit der Karte zusammenhängt und eingetroffen ist. Das nächste Mal werden Sie es nicht mehr übersehen.

Ein Beispiel für eine Zusatzbedeutung: Die Ruten bedeuten Streit, aber die Spitzen der Ruten sticheln auch. Also kann man die Karte auch mit stechenden Dingen, wie etwa Nadeln, Messern, Dornen oder piekendem Stroh in Verbindung bringen.

Ärgern Sie sich nicht über einen Fehler und geben Sie nicht auf: Wo gelernt wird fallen Späne, Nobody is perfect oder es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen – das sind die richtigen Redensarten für solche Situationen. Und wenn es einfach nicht klappen will, gibt es Lösungen: besuchen Sie einen Kartenlegekurs, lesen Sie hilfreiche Bücher oder fragen Sie einen Profi um Rat.

Königsdisziplin: Das große Kartenbild

Die anspruchsvollste Kür ist das große Kartenbild. Legen Sie alle Karten aus, und zwar 9 Karten pro Reihe und vier Karten unterhalb des Kartenbilds. Nun können Sie richtig viel lesen:

  • Die oberste linke Ecke zeigt Ihnen, was gerade besonders wichtig ist, aber auch die anderen Ecken geben ihnen wichtige Hinweise.
  • Sie können in senkrechten, waagrechten und diagonalen Linien in diesem großen Kartenbild lesen.
  • Zusätzlich gibt es sogenannte Häuser (drei Karten nebeneinander und die darunter liegenden Dreier-Karten).
  • Achten Sie auch darauf, wo die Karte der Person liegt, für die Sie die Karten legen (dafür gibt es die Karte Mann bzw. Frau) und was sie direkt umgibt und was durch Linien mit ihr verbunden ist.
  • Alles, was verbunden ist und angrenzt, ist im Kontext zu betrachten.
  • Die vier unteren Karten stehen für das Schicksal: Angezeigt werden können schicksalhafte Ereignisse, die vorherbestimmt sind. Aber es können auch Verhaltenskarten sein, die darauf hinweisen, wie man seinen Weg lenken oder eine Situation ändern kann. Beispiel: Es wird lange als Schicksal hingenommen, dass der Kontakt zu einem Familienmitglied abgebrochen ist. In der Vierer-Reihe erfährt man z.B. woran die Trennung lag, man sieht ob dieses Schicksal geändert werden kann und wie man den Kontakt wieder aufnehmen kann.

Verbundene Karten richtig deuten

Karten, die miteinander verbunden sind – und vor allem, wenn sie nebeneinander liegen – können sich ergänzen, verstärken oder auch aufheben. Beispiel: Liegen das Herz und der Schlüssel zusammen, dann bedeutet das eine schicksalhafte Liebe. Der Schlüssel steht für das Schicksal, das Unveränderliche und das Andauernde. Das Herz steht für die Liebe. Beispiel für einen Gegensatz: Die Karte des Geldes (Fische) zusammen mit der Karte der Sense (aufhebende, trennende Wirkung) bedeutet, dass ein Geldfluss endet bzw. nicht zustande kommt.

Übrigens: Keine Angst vor der Karte des Sarges. Das bedeutet nicht, dass sich ein Todesfall ereignen wird. Diese Karte zeigt, dass etwas beendet und abgeschlossen wird. Beispiel Karte des Turms (Isolation, Einsamkeit, aber auch Firma) und Karte des Sarges (etwas beenden, abschließen): Bei dieser Kombination kann z.B. die eigene Einsamkeit bzw. Isolation oder auch der Job in einer Firma enden.

Warnkarten nicht übersehen

Es gibt auch Warnkarten, wie etwa den Fuchs für Falschheit und List, die Ruten für Streit oder die Mäuse, die z.B.an der Zeit ( = Verzögerung), am Erfolg, an einer Freundschaft oder am Geld nagen könnten.

Zeitangaben in den Karten finden

Nicht einfach ist es, zeitliche Angaben mit Hilfe der Karten zu machen. Aber auch hier gibt es Anhaltspunkte: Drei Beispiele: Der Blumenstrauß steht für ein Geschenk, aber auch für den Frühling, wenn alles blüht. Dunkle Wolken deuten auf eine regnerische Jahreszeit hin. Der Reiter steht für Schnelligkeit – also für baldige, schnelle Ereignisse. Hilfen für zeitliche Angaben finden Sie oft auch in der Anleitung, die dem Kartendeck beiliegt.

Offen sein für Neues

Eines traue ich mich wetten: Wenn Sie erst mal auf den Geschmack gekommen sind und zutreffende Aussagen gemacht haben, dann werden Sie auch weitere Kartendecks ausprobieren wollen. Ob schamanische Karten, Engelsorakel, Tarot oder andere Kartendecks – beginnen Sie die spannende Arbeit mit neuen Karten immer erst mit Übungen, lesen Sie die Anleitung, machen Sie sich vertraut mit den Karten und ihren Aussagen. Manche Decks arbeiten mit mystischen Formulierungen, die Sie dann in Einklang mit der Person und dem „wirklichen Leben“ bringen müssen. Das ist besonders spannend, aber nicht leicht und auch besonders herausfordernd.

Übrigens: Die wenigsten Kartenleger lesen für sich selbst im Kartenbild. Der Grund ist ziemlich einfach: Wir sind alle nur Menschen und daher auch versucht angestrebte Dinge und Wünsche in das Kartenbild hinein zu interpretieren. Das entfällt, wenn wir das Kartenlesen für andere Menschen praktizieren, denn da sind wir frei von eigenen Wünschen. Und noch etwas: Man kann nicht nur für Menschen in die Karten schauen, sondern auch für Tiere. Dann ergeben sich allerdings ein paar Unterschiede bei der Kartendeutung.

Die Themen Tod und Gesundheit sind tabu

Eigentlich sind wir jetzt durch mit dem Thema Kartenlegen und Kartenlesen. Aber mir ist auch wichtig, dass Sie nicht zu viel verraten. Schweigen ist manchmal eben Gold… Seriöse Kartenleger sagen keine Todesfälle oder Krankheiten vorher. Tun Sie es bitte auch nicht. Okay, wenn man sieht, dass ein harmloser Schnupfen droht oder dass man stolpern könnte, kann man gerne den Tipp geben, sich warm einzupacken oder auf Stufen etc. zu achten, aber auch nicht mehr.

Der Grund für das Tabu ist einfach: Sie lassen einen Menschen mit einer ernsten oder gar bedrohlichen Vorhersage allein und er muss sehen, wie er damit fertig wird und wo er Hilfe bekommt. Außerdem: Auch Kartenleger können sich irren. Stellen Sie sich z.B. nur vor, Sie sagen jemandem eine tödliche Erkrankung vorher und die tritt nie ein, aber der Mensch hat sein Leben lang diese Warnung im Gedächtnis. Oder noch schlimmer: Aus Panik kommt es bei dieser Person zu einer Kurzschlussreaktion. Für Krankheit und Gesundheit sind nun mal Ärzte zuständig.

Seien Sie auch vorsichtig, wenn nach einer Erbschaft gefragt wird. Dies ist zwangsläufig mit einer Aussage zum Ableben einer Person verbunden. Es gibt Dinge, die nicht wir zu entscheiden und mitzuteilen haben, sondern eine höhere Macht. So viel zum Thema: Man soll Gott nicht ins Handwerk pfuschen.

Glücksspiele und Rechtsauskünfte: Schweigen ist Gold

Ich empfehle auch, nichts über Lottogewinne oder dergleichen zu sagen. Es gibt Spielernaturen, die wegen so einer Vorhersage womöglich enorm viel Geld für Lose, Lottoscheine, Glücksspiele etc. ausgeben. Und was, wenn sie dann weniger gewinnen als sie eingesetzt haben? Nein, damit will ich nichts zu tun haben. Übrigens: Karten sind nummeriert. Die Nummern können Sie auch nutzen, um z.B.  Codes oder Glückszahlen zu ziehen. Aber: Ziehen Sie nicht die berühmten sechs Zahlen des Hauptgewinns, sondern nur drei oder vier Zahlen.

Rechtliche Themen sind sehr knifflig. Hierfür müssten Sie enorm viele Angaben von beiden Seiten des Rechtsstreits haben, um eine richtige Aussage in den Karten zu lesen. Sie können aber erkennen, ob es z.B. noch etwas zu klären gibt oder ob sich etwas verzögert. Alles andere darf gerne der Anwalt und nicht der Kartenleger erledigen. Man muss ja nicht alles selber machen…

Fazit: Schweigen kann nicht nur Ihren Kunden schützen, sondern auch Sie selbst, weil niemand sagen kann: Aber mein Kartenleger hat gesagt, dass… Im schlimmsten Fall kommt nach dieser enttäuschten Aussage, noch der wütende Vorsatz: Den verklage ich, weil ich keinen Sechser im Lotto hatte, ein Urteil anders als erwünscht ausgefallen ist oder eine Laien-Diagnose falsch war. Und hey, wer will denn das…?  Text/Foto: Marion Friedl