Grenzenlose Seelenpfade

„Stille Nacht, heilige Nacht“ ließ die Waffen schweigen

An Weihnachten 1914 schwiegen im Ersten Weltkrieg für kurze Zeit die Waffen an der Westfront. Dieses Weihnachtswunder hat ein Lied geschafft, das um die Welt ging: „Stille Nacht, heilige Nacht“. Heute, in der Zeit des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, ist dieses weltberühmte Weihnachtslied erneut wichtig und nötig.

Ein kleines Weihnachtswunder auf dem Schlachtfeld

Briten und Deutsche kämpften 1914 an der Westfront, die von der Nordsee bis zur Schweiz reichte, erbittert gegeneinander. Doch dann wurden aus den Schützengräben plötzlich Schilder mit dem Weihnachtsgruß „Merry X-Mas“ empor gehalten. Es folgte eine Feuerpause, Kerzen an Christbäumen leuchteten und über schneebedeckte Leichen hinweg sangen die Soldaten „Stille Nacht, heilige Nacht“ – getragen vom Wunsch nach Frieden. Ein ergreifender Moment und ein kleines Weihnachtswunder. Doch leider währte das Wunder nicht lange, denn nach dem Weihnachtsfest wurde wieder gekämpft.

Das weltberühmte Lied wurde aus der Not geboren

Seit 1818 wird das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ gesungen. Geboren wurde das Lied über den holden Knaben mit lockigem Haar in Oberndorf (Österreich) aus der Not heraus: Die Orgel in der Kirche St. Nikola hatte ausgerechnet an Heilig Abend ihren Geist aufgegeben. Da musste man sich freilich etwas einfallen lassen.

Also zauberte der Hilfspfarrer Joseph Mohr (1792-1848) ein Gedicht hervor und ging damit zum Organisten und Dorflehrer Franz Xaver Gruber (1787-1863). Der vertonte das angeblich eilig verfasste Gedicht „Stille Nacht, heilige Nacht“ blitzschnell und spielte es auf der Gitarre für die Gläubigen in der Kirche. Die fanden das Lied wunderbar und es machte Karriere: Heute wird es weltweit in über 300 Sprachen gesungen. Sogar der Rock’n Roll-King Elvis Presley hat das „Silent Night, Holy Night“ gesungen.

Touristen besuchen die Stille-Nacht-Kapelle

Die Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf (Foto) am Ufer der Salzach und nahe der oberbayerischen Stadt Laufen ist so berühmt wie das Lied selbst und zieht das ganze Jahr über viele Touristen an. Allerdings ist es nicht mehr die Original-Kapelle, denn die wurde Anfang des 20. Jahrhunderts bei einer Flut so arg beschädigt, dass sie abgerissen werden musste. Aber sie wurde wieder neu errichtet.

Stille Nacht: Kulturerbe und Museums-Attraktion

Das Weihnachts- und Friedenslied „Stille Nacht, heilige Nacht“, das einst in St. Nikola uraufgeführt wurde und sechs Strophen hat, wurde 2011 von der österreichischen UNESCO-Kommission zum nationalen immateriellen Kulturerbe ernannt.

Bis in die Gegenwart hat sich das Lied seinen Spitzenplatz nicht nehmen lassen. Zu faszinierend ist sein Reiz, seine Andacht, seine Botschaft und auch seine Historie. Inzwischen gibt es gleich fünf Stille-Nacht-Museen im Salzburger Land in Grenznähe zur bayerischen Stadt Laufen. Die Museen würdigen in die  Geschichte des Liedes und seine Väter Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber. Es gibt Sonderausstellungen sowie ständige Exponate, wie etwa die Wohnräume des Hilfspfarrers Josph Mohr, Krippenfiguren aus dem 18. Jahrhundert, Postkarten, Lehrerpult, Dokumente und Forschungsberichte.

Dabei erfährt man auch, dass die Forschung ein paar Zweifel an der Blitz-Entstehung des Liedes hat: Es tauchen nämlich die Jahreszahlen 1816 und 1818 auf. Deshalb könnte es sein, dass Joseph Mohr den Text schon zwei Jahre früher geschrieben hatte. Wie dem auch sei: Das Lied, zu dem auch Filme entstanden sind (z.B. 1997 „Das ewige Lied“ mit Tobias Moretti), berührt etwa 2,2 Milliarden Christen weltweit.

Ein Lied und eine Friedenskerze für die Ukraine

Lassen wir das Lied (Text sh. unten) auch in diesem Kriegsjahr erklingen und verbinden wir es mit der Hoffnung auf Frieden. Viele Menschen in der Ukraine feiern nicht nur nach dem orthodoxen Kalender erst im Januar Weihnachten, sondern auch den Heiligen Abend im Dezember. Das zeigt unter anderem ein Weihnachtsbaum in Kiew, der immer dann leuchtet, wenn jemand auf dem Fahrrad strampelt und Strom erzeugt.

Denken wir an die Menschen in der Ukraine, die Weihnachten in Schützengräben, Bunkern und Kellern verbringen müssen. Und das vielfach ohne Strom, ohne Heizung, ohne Wasser, ohne Geschenke, ohne Christbaum in der Stube und ohne Festtagsmenü. Schicken wir Ihnen unsere Gedanken und Wünsche und entzünden wir auf dieser Seite mit einem Klick die Friedenskerze für die Menschen in der Ukraine und für alle Menschen, die Hoffnung brauchen und sich nach  besseren Zeiten sehnen. Text/Foto: Marion Friedl

Stille Nacht, heilige Nacht (Joseph Mohr/Franz Xaver Gruber)

Stille Nacht, heilige Nacht. Alles schläft, einsam wacht nur das traute hochheilige Paar. Holder Knabe im lockigen Haar, schlaf in himmlischer Ruh. Schlaf in himmlischer Ruh!

Stille Nacht, heilige Nacht. Gottes Sohn, oh wie lacht, lieb aus deinem göttlichen Mund. Da uns schlägt die rettende Stund`. Jesus in deiner Geburt. Jesus in deiner Geburt!

Stille Nacht, heilige Nacht. Die der Welt Heil gebracht. Aus des Himmels goldenen Höh’n uns der Gnaden Fülle lässt seh´n Jesus in Menschengestalt. Jesu in Menschengestalt,

Stille Nacht, heilige Nacht. Wo sich heut alle Macht väterlicher Liebe ergoß. Und als Bruder huldvoll umschloß Jesus die Völker der Welt, Jesus die Völker der Welt.

Stille Nacht, heilige Nacht. Lange schon uns bedacht, als der Herr vom Grimme befreit. In der Väter urgrauer Zeit aller Welt Schonung verhieß, aller Welt Schonung verhieß.

Stille Nacht, heilige Nacht. Hirten erst kundgemacht. Durch der Engel Hallelujah tönt es laut von Fern und Nah: Jesus der Retter ist da. Jesus der Retter ist da!