Grenzenlose Seelenpfade

Im Geisterzug reist man ohne Ticket

Eine Zugfahrt gehört zum Alltag und ist meist nicht wirklich spannend. Außer man steigt in einen Geisterzug ein. Das ist dann ziemlich paranormal. Man sollte sich aber vorher fragen, ob man sich traut in so einen Geisterzug einzusteigen.

Präsident Lincoln wird jährlich zur letzten Ruhe gefahren

Als der US-Präsident Abraham Lincoln 1865 starb, trat er seine letzte Reise in einem Zug von Washington D.C. zu seinen Geburtsort Springfield an. Das ist nicht spektakulär, aber immer an seinem Todestag wird es richtig spuky: Dann taucht die Bahn von anno dazumal auf, um Lincoln zu seiner letzten Ruhestätte zu bringen. Kaum ist der Zug da, bleiben die Uhren stehen. Doch damit nicht genug: Es wurde sogar sein Sarg gesehen, der von Soldaten das Geleit zum Geisterzug bekam. Und wer weiß? Vielleicht schaut Abraham Lincoln ja tatsächlich jedes Jahr vorbei, denn er hatte ein Faible für spirituelle und mediale Arbeit.

Ein Bremser sucht seinen Kopf

Auch in Kanada geistert ein Zug herum. In St. Louis in der Provinz Saskatschewan fährt um Mitternacht ein ebenfalls in die Jahre gekommenes Modell auf einem stillgelegten Gleis ein. Außerdem nähert sich ein Licht, das vorüber zieht und im Nichts verschwindet. Unheimlich? Dann warten Sie ab, was dahinter stecken könnte: Angeblich soll es ein Bremser sein, der mit einer Laterne umher zieht und seinen Kopf sucht. Er hatte nämlich einiges über den Durst getrunken und wurde einst von einem Zug geköpft. Fazit: Man sollte weder betrunken noch kopflos auf Bahngleisen unterwegs sein.

Alle Jahre wieder: Tödliche Fahrt über den Fluss  

Es wäre erstaunlich, wenn Großbritannien keinen Geisterzug hätte. Im schottischen Dundee ist 1879 die Old Tay Bridge bei einem Sturm eingestürzt. Das passierte ausgerechnet, als ein Zug über die Brücke fuhr. Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine Fahrt in den Tod – und zwar für alle Passagiere. Am Jahrestag des Unglücks fährt seither dieser Geisterzug über den Fluss. Und das, obwohl von der Brücke nur noch die Pfeiler stehen.

Spurlos verschwunden nach der Fahrt im Zug der Toten

Besonders schaurig wird es im schwedischen Stockholm. Dort fährt der Silberpfeil (Silverpilen) immer noch, obwohl er ab 1965 nur 30 Jahre lang eingesetzt wurde. Dieser silberfarbene Zug mit acht Waggons hat es echt in sich. Er befördert Tote und wer nicht auf den regulären grünen Zug warten will, der muss damit rechnen, spurlos zu verschwinden. Angeblich sind Passagiere zugestiegen und mussten eine Woche lang mitfahren, weil der Geisterzug niemanden aussteigen ließ. Und weil das noch nicht genug ist, war die Endstation auch ziemlich mies: Dort durften die Passagiere endlich raus, aber sie sind entweder für immer oder mit viel Glück nur wochenlang verschwunden.

Letzte Station Folter und Tod

Na, haben Sie schon eine Gänsehaut? Einen Geisterzug habe ich noch und der fährt in Russland. In Moskau hat eine Überwachungskamera einen transparenten Zug gefilmt. Sie sagen: Aha, Doppelbelichtung oder sonst irgendein Murks? Tut mir leid, es war eine Digitalkamera, die keine Doppelbelichtung etc. zulässt und man hat das Filmmaterial genau untersucht und keine Manipulation festgestellt. Die transparente Bahn ähnelt jedoch einer U-Bahn, mit der einst Stalin bei seinen „Säuberungen“ Menschen in Gulags fahren ließ. Diese Menschen hatten ein Ticket zu Folter und Tod gelöst.

Tipp: Sollten Sie mit der Bahn fahren, steigen Sie bitte in den richtigen Zug ein. Und wenn Sie sich über die Unpünktlichkeit ärgern, fragen Sie sich vorsichtshalber, ob der Zug vielleicht eine lange Geisterfahrt hinter sich hat… Text/Foto: Marion Friedl