Wenn ich jetzt etwas über Drachen als Krafttiere und Glücksbringer schreibe, dann höre ich es schon: Drachen gibt es gar nicht. Falsch. In der spirituellen Welt gibt es Drachen und außerdem: So ein Chamäleon könnte doch irgendwie als Minidrache durchgehen, oder?
Drachen hatten schon immer ein Image-Problem
Verzichten wir auf Diskussionen, ob Chamäleon und Co. Minidrachen sind. Hier geht es um richtige Drachen, die Schätze bewachen, Jungfrauen klauen, in Höhlen wohnen, Feuer spucken und von Rittern du Engeln bekämpft wurden. Tja, meistens war das Verhältnis Drache-Mensch schwierig bis blutig und auch die himmlischen Heerscharen mochten den Drachen nicht. Nicht nur der heilige Georg hat gegen den Drachen gekämpft. Auch Erzengel Michael ließ einen Drachen mit sieben Köpfen nicht lebend davonkommen. Die Christen im Mittelalter waren überzeugt: Der Drache macht mit dem Teufel gemeinsame Sache und ihre Meinung wurde von den Heiligen-Legenden bestätigt.
Geschichtlich geht es laut Wikipedia zurück bis zu den Wikingern. Die verzierten ihre Runen, Waffen, Schmuckfibeln und Schiffe mit Drachenköpfen. Die Germanen verfrachteten den Drachen ins Nibelungenlied. Im Hoch-Mittealter retteten tapfere Ritter zarte Jungfrauen vor bösen Drachen. In den europäischen Märchen wurden Drachen gerne mit List, Zauberei oder Gewalt bekämpft. Konkurrenz bekam der Drache fast Anfang des 19. Jahrhunderts: Da wurde entdeckt, dass es vor 245 Millionen Jahren Dinosaurier gegeben hat. Zunächst wurden die Dinos für Drachen gehalten, aber man kehrte relativ schnell zum ursprünglichen Drachen-Feindbild zurück.
Bessere Karten hatte der Drache auch im Orient nicht. Da wurde ihm nachgesagt, dass er Sonne und Mond verschlingt und ziemlich viel Chaos anrichtet. Und die Azteken? Die nannten ihren Drachen Feuerschlange und schoben ihm Dürren und Missernten in die Pfoten. Klar, dass man ihn deshalb auch dort nicht mochte.
Es gibt auch gute Drachen
In der Neuzeit sind wir natürlich schlauer. Und freundlicher. Kinder lieben den kleinen Drachen Grisu, der Feuerwehrmann werden will und als Feuerspucker immer wieder Pannen erlebt. Nobody is perfect. Und es gibt Peter Maffay’s niedlichen Drachen Tabaluga, der Kindern in Not hilft und Bühnenkarriere gemacht hat.
Auch in Asien steht man nicht auf Kriegsfuß mit dem Drachen. Dort ist er schon immer Glücksbringer und Fabelwesen. In China werden dem Drachen magische Kräfte zugeschrieben, er ist Regenbringer, symbolisiert den Frühling, wird als Gottheit angesehen und der Drache hat es ins chinesische Horoskop geschafft.
Der spirituelle Drache schlummert im heißen Erdkern
Und welche Rolle spielt der spirituelle Drache? Er schlummert tief unter unseren Füßen im heißen Erdkern. Sein Nickerchen hat er sich verdient, denn einst half er dem Universum bei der Erschaffung der Erde. Okay, manchmal rülpst er im Schlaf, wenn die Erde bebt. Er zählt zu den geistigen Naturwesen und hat zwei Gesichter: Mal ist er fast heilig, aber auf jeden Fall weise und auch hilfsbereit, wenn man seine starke Unterstützung braucht oder wenn man auf der Suche nach sich selbst ist. Auf der anderen Seite lässt er es gerne vernichtend krachen. Naja, Drache halt…
Die Energie des Drachen ist magisch. Sie befreit, hilft beim Loslassen, beseitigt Blockaden, sagt negativen Denken den Kampf an, er beschützt und er spendiert auch mal Stärke und Mut, wenn es drauf ankommt. Seine Stärke wirkt sich auch positiv auf die Vitalität aus.
Hilfsbereites Krafttier Drache
Wenn Ihnen der Drache als Krafttier zur Seite steht dann freuen Sie sich darüber. Wäre er Ihnen nicht wohlgesonnen, hätte er sich nicht für Sie entschieden. Als Krafttier hilft er Ihnen, sich von der Vergangenheit zu lösen und negative Erlebnisse zu bewältigen. Er führt Sie zu dem, was tief in Ihnen schlummert, weckt Ihre Talente und führt Sie zu einer positiven Veränderung und einem Neuanfang. Aber er verlangt auch etwas dafür: Disziplin zum Beispiel, damit Sie Ihre Kräfte nicht verschwenden, sondern sie für einen ganz bestimmten Weg nutzen.
Die zwei Gesichter des Drachen im Kartenbild
Erscheint der Drache im Kartenbild, dann hat er zwei Bedeutungen: Steht er Kopf, dann ist das eher suboptimal, denn dann steht der Drache für Chaos, Streitigkeiten, negative Gedanken und Gefühle, Verschwendung, Seelenballast und nicht genutzte Potenziale. Besser ist es, wenn der Drache richtig herum als Karte aufgedeckt wird. Dann geht es um Kraft, Energie, Vitalität, Selbstbewusstsein, Mut, Leidenschaft und sogar um Reichtum und Wohlstand. Echt cool, der heißblütige Drache, oder?
Drachenblut für Reichtum und gegen böse Geister
Übrigens: Es gibt auch den Edelstein rote Drachenblut-Jaspis als Wegbegleiter für Mut, Kraft, Kreativität und Wohlstand. Ähnliche Eigenschaften hat der grün-gelbliche Drachenvenen-Achat, dessen schwarze Linien wie Venen aussehen.
Bei, Räuchern hilft der herbe Duft von Drachenblut bei der energetischen Reinigung und bei der Vertreibung von bösen Geistern und Anhaftungen. Nein, dieses Drachenblut stammt nicht von einem uralten Drachenkampf und es macht auch nicht unverwundbar, wie einst Siegfried, der in Drachenblut badete. Wer mit Drachenblut räuchert, hat zu einem Harz gegriffen und das stammt vom Drachenbaum, der auf den Kanaren, auf Hawaii, in Afrika und in Indien wächst. Hierzulande gibt es kleinwüchsige Zimmerpflanzen mit diesem Namen.
Drachenfieber in Slowenien
Drachen haben weltweit Spuren hinterlassen. Beispiel Ljubiljana in Slowenien: Die haben nicht nur einen Drachen im Stadtwappen. Es gibt eine Drachenburg, eine Drachenbrücke, Produkte mit Drachen-Logo, Drachen auf Gullideckeln und einen Drachen-Karneval. Warum die Leute dort so verrückt nach Drachen sind? Der griechische Sagenheld Jason hat einst an einem See nahe Ljubiljana einen Drachen besiegt. Danach schipperte Jason weiter zum Meer.
Inzwischen haben die Menschen in Lujubiljana das Image des Drachen aufpoliert und der Drache wurde laut Stadtverwaltung zum Beschützer der Stadt. Kraft, Weisheit und Mut wurden ihm zugesprochen und längst sind die Drachenskulpturen auf der Drachenbrücke die Lieblingsattraktion der Touristen. Die Burgkapelle ist dem Heiligen Georg gewidmet und der war – sorry – ein Drachentöter.
In Furth im Wald spucken riesige Drachen live Feuer
Aber man muss nicht bis nach Slowenien fahren, um einem Drachen zu begegnen. Furth im Wald reicht auch. Das liegt in Bayern und ist weithin bekannt für das Drachenstich-Spektakel. Dem weltweit größten Schreitdrachen (sh. Foto) kann man dort begegnen und der kann echt Feuer spucken. Kein Wunder, dass der Drachenstich in mittelalterlichem Ambiente Touristen von Nah und Fern anzieht.
Die Drachenstich-Festspiele sind Deutschlands ältestes Drachen-Volksschauspiel unter freiem Himmel. Die Festspiel-Saison hat heuer schon begonnen und sie endet am 21. August 2022. Da sage noch mal einer, dass es Drachen nicht gibt. Die spucken sogar live Feuer. Text: Marion Friedl / Foto: Andreas Muehlbauer