Ostern steht unmittelbar bevor, aber ich will diesmal nicht über das Leiden, den Tod und die Auferstehung Jesus schreiben. Stattdessen werfen wir einen Blick auf die Tiere an Ostern. Welche Rolle spielen Osterhase und Co. und was hat der Löwe damit zu tun? Sie werden es erfahren. Versprochen.
Die göttliche Seite des Osterhasen
Das berühmteste Tier ist der Osterhase. Schließlich bringt er die bunten Eier und die Süßigkeiten. Wer jetzt in der Bibel den Hasen sucht, wird enttäuscht. Und doch hat er eine göttliche Seite.
Zunächst müssen wir auf die Zeit vor Christus zurück schauen. Bei den Kelten gab es die germanische Göttin Ostara als Frühlingsgöttin und Göttin der Fruchtbarkeit und des Wachstums. Tara! Begleitet wurde sie von Hasen. Die Kirche hat aus dem heidnischen Brauch ein christliches Fest gemacht, um das Heidentum zu verdrängen und zugleich an das Leiden und Sterben von Jesus zu erinnern. Aber einiges von den Ostara-Feiern ist übrig geblieben: Das Feuer findet sich beim christlichen Fest wieder: Das Osterfeuer steht für Reinigung und Licht.
Jetzt kommt endlich der Hase ins Spiel. Hasen stehen wie die Göttin Ostara für die Fruchtbarkeit und den Frühling. Im 18. Jahrhundert wurde der Hase sozusagen wiederbelebt, damit die Kinder viel Freude am Osterfest haben. Man könnte sagen: Eine Auferstehung der anderen Art. Fruchtbarkeit und Frühling passen gut zum Osterfest der Christen: Beides weist auf das Werden und den Neuanfang hin. Und der Neuanfang passt zu Ostern, denn Jesus ist für die sündigen Menschen gestorben, damit sie frei von Sündenballast neu starten können und eine Zukunft haben. Seine Auferstehung von den Toten zeigt: Es gibt sogar nach dem Tod einen Neuanfang.
Das australische Bilby ist der Stellvertreter des Osterhasen
Andernorts ist es nicht der Osterhase, der in der Häschenschule lernt, wie man Eier bemalt und Osternester raffiniert versteckt. In Australien übernmmt diese wichtige Aufgabe das Bilby. Wer? Das Bilby ist ein kleines Beuteltier und muss ran an die österliche Arbeit, weil es in Australien keine Hasen gibt. Wohl aber gibt es dort ebenfalls Kinder, die auf Eier und Ostergeschenke warten. Das Bilby hat es leichter als unser Hase: Während hierzulande der Osterhase einen Eierkorb auf dem Rücken trägt, packt das Bilby Eier und Co. in den eigenen Beutel.
Was war zuerst da? Huhn oder Ei?
Zurück zu unseren Bräuchen. Eier und Küken gehören – wer hätte es gedacht – zusammen. Auch sie stehen für Fruchtbarkeit und Neuanfang. Jetzt kommt es ein wenig schräg: Die germanische Göttin Ostara soll ein Ei zwischen ihren Brüsten ausgebrütet haben. Könnte es sein, dass das Ei vor dem Huhn da war und göttliche Hilfe brauchte? Lassen wir diese Frage zumindest jetzt mal beiseite.
In der Osterlegende der Bibel haben Küken und Eier keinen Platz. Das Christentum hat später das Ei als Fruchtbarkeitssymbol und als Zeichen der Auferstehung und des ewigen Lebens übernommen. Eng damit verbunden ist natürlich das Küken, das ja aus dem Ei schlüpft und ins Leben startet. Und wer weiß? Vielleicht schlüpft das Federvieh nach dem Tod als Küken wieder aus einem Ei und das Leben beginnt von Neuem. Und weltlich betrachtet? Nun, bunte Eier sind hübsch, kleine Küken sind niedlich und beides macht sich gut im Osternest oder als Oster-Deko im Regal.
Tipp: Beim Bemalen der Eier können Eltern ihren Kindern die Ostergeschichte erzählen. Schaden kann es nicht, denn bei Umfragen zur Bedeutung von Ostern hört man oft: Das ist irgendwas mit dem Hasen. Manche bringen Ostern immerhin mit Jesus in Verbindung, vermuten aber, dass er an Ostern geboren wurde. Nicht ganz. Jesus wurde an Weihnachten geboren, ist am Karfreitag gestorben und am Ostersonntag auferstanden. Das kann man Kindern beim Eierbemalen erzählen.
Das Lamm und sogar der Löwe gehören zu Ostern
Nun aber wird es Zeit, dass wir mal biblische Tiere an Ostern finden, oder? Das Osterlamm beispielsweise. Gottes Sohn wird in der Bibel oft als Lamm Gottes bezeichnet. Einfach übersetzt: Das Lamm ist der Nachwuchs vom Schaf und Jesus der Nachkomme von Gott Vater. Und erinnern wir uns an die Geburt von Jesus Christus: Da liefen die Hirten mit ihren Schafen herbei, um das göttliche Kind in der Krippe zu sehen. Es besteht also von Anfang an eine Verbindung zu Schafen und Lämmern.
Jesus wird auch im Psalm 23 als „guter Hirte“ seiner Schäfchen (also der Menschen) erwähnt: „Der Herr ist mein Hirte. Er weidet mich auf grüner Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechtem Wege um seines Namens willen. Und ob ich wanderte im finsteren Tal fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.“
An Karfreitag stirbt Jesus, das Lamm Gottes, am Kreuz und erlöst die Menschen von ihren Sünden. Das Lamm symbolisiert die Erlösung. Verdrängt wird es am Ostersonntag vom Löwen. Richtig gelesen: Zum Löwen heißt es: „Weine nicht, denn siehe: Gesiegt hat der Löwe von Juda, der Spross aus David Christus, der Herr.“ Der mächtige, starke und majestätische Löwe hat mit der Auferstehung den Tod besiegt.
Der Esel und die göttliche Führung
Noch jemand war im Stall von Bethlehem dabei, als Jesus geboren wurde. Der Esel hat mit dem Ochsen bei der heiligen Familie gewacht. Während der Ochse an Ostern schwänzt, taucht der Esel wieder auf. Als Arbeitstier symbolisiert er, dass Jesus im Dienste seiner Nächsten – der Menschheit – stand und für das Heil der Menschen wirkte.
Am Palmsonntag – also dem Sonntag vor dem Osterfest – zog Jesus reitend auf einem Esel in Jerusalem ein, um im Tempel zu predigen. Die Menschen begrüßten ihn freudig und schwenkten Palmwedel. Daher kommt unser Brauch des Palmbuschbindens. Übrigens: Als Krafttier steht der Esel für die göttliche Führung, einen starken Willen und für Vorsicht und Achtsamkeit.
Der Zauber von Ostern
Das waren die tierischen Hauptdarsteller rund um Ostern. Ganz egal, ob die Tiere an Ostern eine Rolle in der Bibel spielen oder nicht: Sie alle gehören zu unserem Osterfest und sollen ihre Rollen behalten. Der Dichter und Schriftsteller Hermann Hesse schrieb: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Zu diesem Zauber tragen auch die Tiere an Ostern bei, oder? Ich wünsche allen ein zauberhaft schönes Osterfest und vielleicht auch ein paar nachdenkliche Momente über Verrat, Sünden, Tod, Leben und Neunfänge. Text: Marion Friedl / Foto: Jeff Jacobs Pixabay