Ich glaube nicht an Gott. Ich glaube an keine Religion. Ich glaube an keine höhere Macht. Das hört man oft. Ganz schlimm ist die Feststellung: Ich glaube an nichts. Dann glaubt man nicht mal an sich selbst. Was manchmal schnell dahergesagt ist, sollte näher betrachtet werden. Genau das tun wir jetzt.
Ich glaube nur, was ich sehe: Dabei kann man gefoppt werden
Glaube ist mehr als der Glaube an Gott und Religion. Obwohl es erstaunlich oft Parallelen zur Bibel gibt. Beispiel: Ich glaube nur, was ich sehe. Das sagte schon der Apostel Thomas. Klar, dass der ungläubige Thomas von Jesus eines Besseren belehrt wurde. Von wem sonst? Schließlich war Jesus zuständig für sichtbare Wunder, wie die Verwandlung von Wasser in Wein, das Gehen über Wasser und die Heilung von Kranken, wie etwa den gelähmten Lazarus, der wieder laufen konnte. Oder das Wunder der Auferstehung. Das würde ja bedeuten, dass es nach dem Tod noch irgendetwas gibt. Und diese Frage, ob und was dann kommen könnte, hat sich wohl jeder schon mal gestellt. Menschen mit Nahtoderfahrung und Menschen mit medialer Gabe sind da etwas näher dran an einer Antwort. Für sie ist aus dem Glauben daran ein Stück Wissen geworden.
Wer nur glaubt, was er sieht, sollte jedoch darauf gefasst sein, dass er das Falsche sieht. Das gilt nicht nur für einseitige Ansichten. Unser Gehirn spielt uns nämlich auch mal einen Streich. Den nennt man Pareidolie: Wir sehen etwas Unbekanntes und das Gehirn vervollständigt das Bild mit dem, was wir kennen. Ein bekanntes Beispiel: Ein Bild zeigt etwas auf dem Mars, das wir nicht richtig zuordnen können. Das Gehirn hilft uns gerne und so entsteht aus einer Gesteinsformation ein Gesicht.
Ich glaube nicht an Gott: Wie wäre es mit Vielgötterei?
Ich glaube nicht an Gott. Da taucht die Frage auf: An gar keinen Gott? Oder nur an einen nicht, aber an andere schon? Die Menschen sind schon oft vom Glauben an Gott abgefallen. Moses stieg auf den Berg, um von Gott die 10 Gebote zu empfangen. Die beiden haben ein wenig zu lang getrödelt, denn unten im Tal verloren die Menschen den Gottesglauben und verehrten tanzend ein goldenes Kalb. Ts, ts, ts. Das ging schnell. Auch beim Pharao Echnaton ging es schief, als er die Vielgötterei verboten hatte und den Sonnengott Aton als einzigen Gott ausgrufen hat. Kaum war der Pharao tot, waren alle abgeschafften Götter wieder da.
In Kenia lernte ich einen klugen Mann kennen. Er sah das Kreuz an meiner Kette und fing an zu plaudern. Er sei Christ, aber er glaube sicherheitshalber nicht nur an Gott, sondern auch an Ngai, der auf dem Mount Kenya sitzt. Scherheitshalber? Was bedeutet das? Die Antwort klang logisch: Naja, keiner weiß doch genau, ob es Gott gibt oder welchen Gott es gibt. Wenn ich an beide glaube, mache ich nichts falsch, wenn ich eines Tages dem einen oder anderen oder sogar beiden gegenüber treten muss. Schlaues Kerlchen. Falsch wäre es so gesehen nur, wenn er an keinen glaubt und sich dann dafür rechtfertigen muss.
Ich glaube nicht an Religionen: Aber an Werte, oder?
Ich glaube ncht an Religionen. Okay, aber an was dann? Meistens kommt dann die Antwort: Ich glaube an Werte. Immerhin. Das ist doch was. Ohne Werte würde unser irdisches Zusammenleben so richtig aus den Fugen geraten. Doch woher kommen die Werte, die uns durchs Leben führen? Da sind sie wieder. Moses und die zwei Steintafeln, auf denen Gott die 10 Gebote geschrieben hat. Es sind folgende 10 Werte:
- Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
- Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen.
- Du sollst den Feiertag heiligen.
- Du sollst Vater und Mutter ehren.
- Du sollst nicht töten.
- Du sollst nicht ehebrechen.
- Du sollst nicht stehlen.
- Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
- Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau.
- Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut.
Wer nicht an Gott glaubt, soll die ersten zwei Gebote überspringen. Dann bleiben noch 8 wichtige Werte übrig.
Irgendwann taucht auch die Frage auf, ob es Religionen ohne Gott gibt. Ja, die gibt es. Zum Beispiel den Buddhismus. Häh? Und was ist mit Buddha? Ja, der wird verehrt. Also wird an ihn geglaubt. Aber merke: Buddha war kein Gott. Er war „nur“ ein weiser, erleuchteter Mensch. Und ein Beispiel dafür, dass es für den Glauben eine Persönlichkeit braucht, der man folgen kann und die anleitet.
Glauben Atheisten, Heiden und Schamanen an nichts? Irgendwas ist immer
Konsequent sind die Atheisten. Die glauben weder an einen Gott noch an mehrere Götter und auch nicht an eine höhere Macht. Doch warum werden Atheisten auch gerne Heiden genannt? Weil es halt doch etwas gibt, woran sie glauben. Viele heidnische Bräuche finden sich in unserem Jahreslauf wieder: Die Sonnenwenden im Sommer und im Winter gehören dazu. Hah! Sonne, die da oben, Universum, höhere Macht? Also doch! Naja, seien wir nicht pingelig.
Heiden glauben nicht nur an Sagen von Feen, Trollen und Kobolden… Stop! Sind das nicht spirituelle Wesen? Ja, aber weiter im Text. Heiden glauben an die Kraft der Natur. Moment! Was ist mit der Schöpfungsgeschichte? Okay, Gott hat die Natur erschaffen.
Heiden befassen sich gerne mit ganzheitlichen Themen. Aha! Schon wieder so was Spirituelles: Ganzheitlich denken und leben, alles hängt mit allem zusammen. Ist ja gut: Heiden sind keine Spiritualitätsverweigerer. Sie haben es nur nicht so mit Gott. Echt nicht? Was ist mit Odin, Thor und Freya. Na gut, diese germanischen Götter spielen eine Rolle im Heidentum.
Irgendwas ist halt immer. Selbst bei den Schamanen. Die sind bei indigenen Völkern weit verbreitet. Aber sie haben keinen Gott. Wie bitte? Wer Winnetou geschaut hat, der weiß, dass es Manitu (Gott) gibt und dass man eines Tages in die ewigen Jagdgründe (Paradies) eingeht. Schamanen sind eng verbunden mit der Natur, sie ehren Mutter Erde und sind dem Universum zugetan. Wow! Geht es eine Nummer kleiner? Nö.
Ich glaube an nichts, außer vielleicht ans Universum
Apropos Universum. Ins Grübeln kommen Leute, wenn man fragt, ob es in den Weiten des Universums noch andere Lebewesen geben könnte. Das führt unweigerlich zu Diskussionen über Außerirdische, Ufos und eben auch über das Universum: Wir sind aus Sternenstaub gemacht. Sterne bestehen wie wir aus Wasserstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff, Eisen, Magnesium, Silicium und anderen Lebensbausteinen. Bei einer Supernova, also wenn ein Stern explodiert, wird all das ins Universum geschleudert. Und zum Universum gehört auch – aber nicht nur – der Planet Erde, auf dem wir leben. Manche Leute glauben, dass die Menschen von den spirituellen Lichtwesen der Plejaden abstammen. Cool, aber nichts Neues. Laut Astrophysik sind die Plejaden ein Sternhaufen in unserer Galaxie, in der Bibel tauchen die Plejaden als weiße Taube auf und in der griechischen Mythologie sind es sieben Nymphen.
Naja, hüpfen wir doch mal von der Astronomie zur Astrologie. Ist ja nicht weit im Universum der Möglichkeiten. Wer an das Universum und die Sterne glaubt, der glaubt vielleicht auch an die Astrologie? Sie wissen schon: Sternzeichen und so. Schon klar: Es muss seriös erstellt werden. Es soll übrigens Wissenschaftler geben, die sich als Atheisten bezeichnen, aber sich ein Horoskop erstellen lassen. Wozu, wenn sie angeblich an nichts glauben?
Ich glaube nur der Wissenschaft: Viel Spaß bei der Theologie
Irgendwie ist die Suche nach Ungläubigkeit und Gottlosigkeit bislang ziemlich erfolglos, oder? Aber wenn wir schon bei den Wissenschaftlern sind… Schon mal den Satz gehört: Ich glaube nicht an Wunder oder göttliche Fügung. Es gibt die Wissenschaft. Stimmt, aber warum ist auch die Theologie eine Wissenschaft? Um Wunder, Rätsel und Zweifel zu hinterfragen und um Antworten zu finden. Könnte die biblische Sintflut ein Tsunami gewesen sein? Hat in den Dornbusch der Blitz eingeschlagen oder wurden ätherische Öle in der südlichen Hitze so heiß, dass der Busch zu brennen anfing? Aber warum sprach der Dornbusch auch noch? Okay, man kann vielleicht nicht alles erklären…
Wie soll man bei Kriegen und Leid glauben? Mit schlauen Zweifeln
Alles gut und schön, aber wenn man sich auf der Welt umsieht, kann einem der Glaube vergehen. Da ist was dran, aber vielleicht sollen Kriege, Katastrophen und persönliches Leid Zweifel wecken. Zweifel laden ein, alles zu hinterfragen und Antworten zu finden. Negativbeispiele zeigen uns welche Riesenfehler wir nicht begehen sollen. Und schon sind wir wieder bei den Geboten und Werten: Du sollst nicht töten und Du sollst nicht stehlen (auch keine Länder).
Persönliches Leid gehört zum Leben. Man nennt es gerne Prüfung. Es erscheint ungerecht, wenn z.B. ein Kind stirbt, doch wer weiß, was dem Kind im späteren Leben widerfahren wäre? Vielleicht wurde es vor einer schrecklichen Krankheit oder einem Gewaltverbrechen bewahrt. Die Wege Gottes sind unergründlich…
Kann mit Glauben Vieles besser laufen? Der Glaube hilft dabei
Es gäbe noch viel zum Thema Glauben zu sagen. Aber bevor ich jetzt von Karma, Hexen, Gut und Böse und dergleichen anfange, nur noch eins: Schlecht beraten ist derjenige, der an nichts glaubt. Dann glaubt dieser Mensch nicht mal mehr an sich selbst. Misserfolge, Niederlagen, Verluste und Armut sind dann vorprogrammiert. Wer an nichts und niemanden glaubt, hat keine Orientierung, keinen Halt, kein Selbstvertrauen und hat es schwer, positiv zu denken und damit Positives anzuziehen. Also: Jeder sollte in sich hinein hören und hoffentlich etwas finden, an das er doch glaubt. Ohne den Glauben ist eine Leere in uns, wir fühlen uns auf der Schattenseite des Lebens und spüren keine Leichtigkeit und Lebensfreude. Der Glaube leitet an, gibt Antworten, motiviert und führt durchs Leben. So könnte Vieles im Leben besser laufen… Text: Marion Friedl / Foto: Gidon Pico Pixabay